Die Einstellungszeit mit Schilddrüsenhormonen bei Hashimoto Thyreoiditis

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Die Einstellungszeit mit Schilddrüsenhormonen bei Hashimoto Thyreoiditis

Die Diagnose, eine chronische Krankheit zu haben, ruft die unterschiedlichsten Gefühle hervor: Bestürzung, Trauer, Unverständnis, Schuldgefühle - aber auch Erleichterung, wenn man lange vorher in einer unerkannten Unterfunktion mit vielen ungeklärten Symptomen lebte.

Hat man den Schock überwunden und die erste Packung SD-Hormone verschrieben bekommen, beginnt die Zeit der

Grobeinstellung

Gewöhnlich beginnt man mit einer relativ niedrigen Dosis, man nennt das 'Einschleichen' (Tabletten lassen sich teilen!). Umfragen bei Patienten (externer Link) haben ergeben, dass 25 µg meist gut vertragen werden. Empfindliche Personen können problemlos auch noch daruntergehen . Manche bemerken von der Einnahme wenig, bei anderen verstärken sich leider vorübergehend die Symptome. Dabei ist es möglich, dass zusätzlich zu einer Verstärkung der Unterfunktionssymptome auch kurzfristig Überfunktionssymptome auftreten: All das ist zwar lästig, aber üblicherweise nicht gefährlich. Ein regelmäßiges Aufschreiben von Symptomen, um Zusammenhänge zwischen Dosis, Werten und Befinden herzustellen, ist bei HT sehr hilfreich, um im weiteren Verlauf der Erkrankung eine Basis für Dosisentscheidungen zu haben. Als Patient hat man das Recht, seine Werte in (evtl. kostenpflichtiger) Kopie zu bekommen.

Bei Einnahmebeginn gibt der Arzt meist eine Dosis vor, bei der die nächste Blutentnahme erfolgt. Diese liegt häufig bei 50 oder 75 µg. Eine Blutentnahme (BE) ist nur sinnvoll, wenn die gleiche Dosis mindestens 4, besser 6 Wochen, jeden Morgen mindestens eine halbe Stunde vor dem Frühstück eingenommen wurde. 'Am Tag der Blutentnahme ist es besser, die Hormone erst nach dem Arztbesuch einzunehmen', da man sonst die Wirkspitze der eingenommenen Hormone mitmisst (besonders der FT4 Wert wird bei Thyroxin-Einnahme kurz vor der BE verfälscht).

Nach Erfahrung vieler Patienten braucht man bei der Steigerung nicht ängstlich zu sein. 10 - 14tägig eine Steigerung um 12,5 µg bis zur vom Arzt vorgegebenen Zieldosis werden meist gut vertragen. Empfindliche Patienten können natürlich eine niedrigere Dosissteigerung und einen längere Zwischenzeit wählen.

Die gewählte Dosis sollte man 4-6 Wochen halten, bevor eine erneute BE (ohne vorherige Hormoneinnahme) erfolgt. Je nach Ergebnis der BE geht es dann weiter: Entweder in gleich bleibenden Schritten weiter steigern, oder, wenn die Werte gut aussehen, die Schritte verringern und so um maximal 25 µg steigern. Zwischendurch nach jeder Steigerung 2 Wochen warten, bis der neue Wirkspiegel sich aufgebaut hat. Ist die neue Zieldosis erreicht, wieder 4-6 Wochen die Dosis bis zur neuen BE halten.

Inzwischen werden die Werte, die bei einer Dosis schon gut waren, vermutlich wieder absacken. Das ist normal und kann öfter passieren.

  • War der TSH bei Diagnosestellung erhöht, versucht man in der Grobeinstellung zunächst, diesen in Bereiche um 2 mIU/L zu bringen. Da dann die freien Werte naturgemäß noch zu niedrig sein werden, müssen sie nicht bei jeder BE bestimmt werden.
  • Bei früher Diagnose mit einem TSH Wert unter 2 mIU/l ist es nach Patientenerfahrungen günstiger gleich die freien Werte zum Einstellen zu benutzen, zumal bei manchen Erkrankten die TSH Werte schon bei für ein gutes Befinden nicht ausreichenden Thyroxinmengen im supprimierten ( = unter der Norm liegenden) Bereich sind.

Feineinstellung

Fühlt man sich schon immer wieder für mehrere Wochen gut, bevor es wieder schlechter wird, empfehlen sich 6,25er Schritte in größeren Abständen. Geduld lohnt sich gerade in dieser Zeit auf lange Sicht, da man bei zu großen Schritten oder zu häufigem Steigern schnell überdosieren kann. Es erfordert einige Zeit, die eigenen typischen Unterfunktions- bzw. Überfunktionssymptome erkennen zu können und manchmal lassen sich die Erscheinungen auch nicht eindeutig einer Unterfunktion oder Überfunktion zuordnen.

Ärzte empfehlen bei HT einen TSH Wert zwischen 0,5 und 1,0. Nach Patientenerfahrungen lässt sich leider nicht für alle so ein zufriedenstellender Zustand erreichen: laut [ Umfragen] fühlt sich die Mehrzahl erst bei freien Werten im oberen Drittel der Normwertskala wohl. Dies kann eine Supprimierung des TSH zur Folge haben, ohne dass eine echte SD-Hormon-Überdosierung empfunden wird oder besteht.

Stellt sich unter Thyroxintherapie (= T4) auch nach längerer Zeit kein Wohlbefinden ein, kann man die 'zusätzliche Einnahme von T3' erwägen. Meistens ist es notwendig, den Arzt von sich aus darauf anzusprechen, da diese Therapie seltener eingesetzt wird und somit (noch) wenig bekannt ist. Hierzu eignet sich ein Kombinationsmedikament aus T3 und T4 oder vorzugsweise T3 als Einzelmedikament. Beides ist nur auf Rezept eines Arztes erhältlich. Auch hier muss 'eingeschlichen', also langsam angefangen werden. Außerdem gibt es eine Reihe von gesundheitlichen Störungen und Erkrankungen, welche die Symptome von HT verstärken oder ähnliche Symptome hervorrufen können (z.B. Nebennierenschwäche, weitere Autoimmunerkrankungen, Nährstoffmängel etc.)

Rechnet man sich die Zeiten für diese Vorgehensweise aus, versteht man, warum eine gute Einstellung (je nachdem wie die Schilddrüse ihre Arbeit reduziert) über ein Jahr dauern kann. Allerdings gibt es im Laufe dieses Prozesses immer wieder Zeiten, die 'schon besser' sind!

Die Einstellungszeit ist eine große Anpassungsleistung des Stoffwechsels. Sie ist nicht die Zeit für strenge Diäten oder strikte Sportprogramme. Vor allem ist es eine Zeit großer Geduld, da sich Verbesserungen sehr langsam einstellen können. Hilfreich ist auch das Überdenken des Lebensstils hin zu einer für die Gesundheit förderlicheren Art: besseres Stressmanagement, gesündere Ernährung und anderes. Hat man eine stabile Dosis erreicht und ist der Antrieb wieder vorhanden, können über 80% der Patienten mit HT wieder ein normal aktives Leben mit einer dem Alter entsprechenden Belastbarkeit führen.

Nachregulieren

Da HT eine fortschreitende Erkrankung ist, muss man je nach Funktionsverlust die Dosis immer wieder nachregulieren. Hilfreich dabei

  • eine aufmerksame Umwelt, die mit auf auftretende Symptome wie zunehmende Müdigkeit oder Konzentrationsstörungen achtet
  • eine Checkliste zum Gesundheitsstand (externer Link)
  • die regelmäßige Dokumentation des Befindens, so dass man schleichende Verschlechterungen erkennen kann.

 

Besonders in dieser Phase haben sich kleinere Steigerungsschritte in längeren Abständen bewährt.

Die meisten Patienten machen, mit oder ohne Verschlechterung, mind. alle 6 Monate beim Hausarzt eine Blutentnahme für TSH, fT3 und fT4 sowie einmal jährlich einen Ultraschall mit kompletten Werten beim Facharzt.

Quellen und weiterführende Informationen

Brakebusch, Leveke; Heufelder, Armin (2010): Leben mit Hashimoto-Thyreoiditis. Ein Ratgeber. 4. Aufl. München [i.e.] Germering: Zuckschwerdt.

 

Die vorliegenden Informationen sind von Laien verfasst worden und beruhen auf Inhalten medizinischer Fachpublikationen sowie auf persönlichen Erfahrungen mit dieser Erkrankung. Die Inhalte sind nicht dafür gedacht die Konsultation einer qualifizierten, medizinischen Fachkraft zu ersetzen, sondern dienen reinen Informationszwecken. Für Diagnose und Behandlung muss in jedem Fall ein Arzt aufgesucht werden!

Die Einstellungszeit mit Schilddrüsenhormonen (2-seitiges PDF, 72 KB)